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Tysabri – jetzt 71 PML-Infektionen

Gestern Abend hat mich eine Leserin der PML-Liste auf einen Facebook-Eintrag aufmerksam gemacht: Keith berichtet, dass bei seiner Frau Angela, einer Italo-Amerikanerin, am 18. Oktober nach 22 Tys-Infusionen PML diagnostiziert wurde.
Jetzt meldet sich Angela in ihrer Muttersprache aus dem Johns Hopkins Hospital in Baltimore:


Alles, alles Gute, Angela!
Danke für die englische Zusammenfassung, Michela (CH):
She actually received 22 infusions, the last one was mistakenly given when she already had the first signs of PML (sight problems) but very soon after part of her face paralyzed. The MRI shows 2 big new lesions on the brain which are typical of PML and not MS. She has started plasmapheresis, the issue being quite unknown (IRIS?)

ECTRIMS: Biogen & Elan präsentieren Daten zum PML-Bluttest

GÖTEBORG ECTRIMS Biogen Idec & Elan Corporation präsentieren neue (?) Daten, die den potenziellen klinischen Nutzen eines derzeit erforschten Tests zur Erkennung von JC-Virus-Antikörpern in Humanplasma oder -serum bestätigen. Der Test ist eine mögliche Methode zur PML-Risikobewertung für Tysabri-Patienten; via business wire.
Von einem konkreten Procedere zur PML-Prophylaxe scheinen wir aber noch weit entfernt – oder interpretiere ich das falsch?

Tysabri & PML – der Stand der Dinge

Seit 2005 sind unter Tysabri 58 PML-Fälle aufgetreten. 12 der Erkrankungen verliefen tödlich. Nach den epidemiologischen Daten liegt ein zeitabhängiges Expositionsrisiko vor. Es liegt bei einer Behandlungsdauer von unter 12 Monaten bei quasi null, ist zwischen 12 und 24 Monaten vor allem für chemotherapeutisch vorbehandelte Patienten relevant und steigt ab 24 Monaten auf etwa 1 zu 700. Darüber hinaus sind die Daten statistisch noch zu unscharf, um von einem Plateau oder einem weiteren zeitabhängigen Anstieg zu sprechen.

Für Biogen Idec ist es daher von drängender Wichtigkeit, sowohl die Behandlungsmethoden der PML zu optimieren, als auch zuverlässige Surrogatmarker zu entwickeln, um pml-gefährdete Patienten vor Ausbruch der Erkrankung zu identifizieren. Nur so kann das Unternehmen seine Tysabri-Umsätze langfristig behaupten und weiterentwickeln.
Man sollte also meinen, die dazu notwendigen Forschungsaufwendungen würden vollständig von Biogen Idec getragen. Immerhin weist die Bilanz für das Jahr 2009 einen Gewinn von 970,1 Millionen US-Dollar aus. Aber weit gefehlt, das deutsche Ministerium für Bildung und Forschung spendiert dem amerikanischen Biotech-Unternehmen mal eben 933.070 Euro, damit an der Neurologischen Klinik der Ruhr Universität Bochum an oben genannten Fragestellungen geforscht werden kann (Förderkennzeichen 01GI0914).
Eine Gewinnbeteiligung wird dem deutschen Steuerzahler im Erfolgsfall aber selbst- verstndlich nicht in Aussicht gestellt. So viel freie Marktwirtschaft muss dann doch sein.

[Quelle: Risikomanagement der Therapie-assoziierten Progressiven Multifokalen Leukenze- phalopathie]