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Ätiologische Archäologie im Spiegel-Archiv

Ein interessantes Ausgrabungsobjekt wird justament im Weihe-Forum ausgestellt und diskutiert: Entdeckung im Rückenmark DER SPIEGEL 22/1956
In dem Artikel wird über Tuberkulose als Ursache der Multiplen Sklerose spekuliert. Offensichtlich konnte aus der Theorie aber nie eine dauerhaft erfolgreiche Behandlung entwickelt werden. Mehr als die wissenschaftliche Relevanz des Artefaktes hat mich daher dessen Prosa überzeugt, hier meine morbide Lieblingspassage:
… Da dort in jedem Jahr durchschnittlich 100 MS-Kranke nach langem Siechtum sterben, ist das Heim eine der größten europäischen Sammelstellen von MS-Material. In den Laboratorien und im Keller der Anstalt ruhen in großen Glasschalen Gehirne und Rückenmark der Toten. – Da ist sie, die Gnade der späten Geburt.

UV-Licht gegen MS?

Über einen möglichen Zusammenhang zwischen Vitamin D, MS-Risiko und Verlauf wird nicht nur vom Nahrungsergänzungsvermittler spekuliert. Womöglich existiert dieser Zusammenhang aber bloß mittelbar, denn der Vitamin-D-Spiegel ist auch ein Indikator für die Höhe der UV-Lichteinstrahlung.
Hector DeLuca von der University of Wisconsin hat nämlich in einer Mäuse-Studie beobachtet, dass eben nicht der Vitamin-D-Spiegel, sondern der UV-Anteil des Lichts den Zustand seiner ms-modellkranken Mäuse beeinflusste (Original-Abstract: PNAS).

Interessant wäre es, herauszufinden, welche Wirkstoffe von der Haut produziert werden, die auf die uv-gebadete Maus-MS positiv wirken. Bis die Tierchen zu Pillen gedreht werden oder wir uns richtigfrequentiert Bestrahlen lassen können, müssen wir uns aber noch mit Sonnenbädern begnügen – wir armen.

Zwei Arten Multiple Sklerose identifiziert?

STANFORD +++ In einer Studie an Mäusen und Menschenblut weisen Forscher von der Stanford University School of Medicine deutliche immunologische Unterschiede in der Reaktion auf Beta-Interferon (IFN-b) nach (nature medicine).

Patienten mit einem sehr hohen Interleukin-17(f)-Spiegel scheinen nicht von der Behandlung mit Beta-Interferon-Präparaten zu profitieren. Laut Versuchsleiter Lawrence Steinman gibt es sogar Hinweise darauf, dass diese Medikamente bei jedem dritten MS-Patienten zu einer weiteren Verschlechterung der Krankheit führen. In Zukunft könnte ein Bluttest für die Therapie-Entscheidung pro/contra Interferon maßgeblich werden.

Quelle: Stanford Medicine – Studie zeigt zwei Arten Multiple Sklerose mit unterschiedlicher Reaktion auf Beta-Interferon. (Gefunden via ms-news.com, Thanx!)

Persönliche Anmerkung: Ich höre/lese immer wieder von Leuten, die den Eindruck haben, die Interferon-Basistherapie brächte ihre MS erst so richtig auf Trab. „Das kann nicht sein“, ist die Standardantwort des pharmageschulten Neuros. Es gebe zwar ganz selten Non-Responder, aber Verschlechterungen durch Beta, Rebif oder Avonex? „Unmöglich, das bilden WIR uns nur ein. Ihre Compliance/Adhärenz ist in Gefahr. Am besten Wir probieren mal ein ganz neues Antidepressivum, sonst sitzen WIR in spätestens zwei Jahren im Passivrollstuhl – mindestens!“

(Mehr zu Lawrence Steinman: Protein C, August 2008)

Wachstumsfaktor HGF hilft kranken Labormäusen

GENF Die Neuroimmunologen von der Universität Genf meldeten am Donnerstag einen Durchbruch in der Behandlung ihrer Labortiere; via (PNAS). Die Forscher um Patrice Lalive haben offenbar einen vielversprechenden Wirkstoff zur Behandlung des – welches? – Mausmodells der Multiplen Sklerose entdeckt: den Wachstumsfaktor (HGF). Bei den Genfer Mäusen mildert das körpereigene Eiweiß nicht nur die Krankheitsaktivität, sondern schützt auch die angegriffenen Nervenzellen. Leider ist den Meldungen derzeit wenig mehr zu entnehmen.

Neuronaler Kurzschluss en detail

Bildnachweis: Forschungsgruppe Multiple Sklerose und NeuroimmunologieT-Zellen zerstören die Isolationsschicht der Nervenzellen. Wie die zerstörerische Arbeit dieser Zellen abläuft, haben Professor Heinz Wiendl und Dr. Sven Meuth aus der Forschungsgruppe Multiple Sklerose und Neuroimmunologie der Universität Würzburg beobachtet.
Ihnen ist es gelungen, die Interaktion zwischen einzelnen Immunzellen und isolierten Nervenzellen darzustellen. Dafür haben die Wissenschaftler eine spezielle Zeitraffer-Mikroskopietechnik (Etwas in der Art?) mit hochauflösenden elektrophysio- logischen Techniken kombiniert; via Uni Würzburg.
Abbildung: Eine einzelne Immunzelle (rot) nimmt Kontakt auf mit einer Nervenzelle (grün) und löst dort einen Kurzschluss aus.
[Bildnachweis: Forschungsgruppe Multiple Sklerose und Neuroimmunologie]

Knochenmarktransplantation als Multiple-Sklerose-Therapie?

Eine kanadische Langzeittudie soll Klarheit schaffen. Dabei handelt es sich um die weltweit größte systematische Untersuchung zum Thema MS und Knochenmarktransplantation. Leider sind die freizugänglichen Veröffentlichungen darüber unsystematisch bis chaotisch. Ich beschränke mich daher auf einen kurzen chronologischen Überblick mit den wichtigsten Infos und weiterführenden Links: Weiterlesen