Epstein-Barr-Virus doch unschuldig?

Immer wieder gerät der Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers unter Verdacht, an der Entstehung der Multiplen Sklerose beteiligt zu sein (myelounge März 2010).
Doch die Beweislage ist wage und schnell taucht anderenorts Entlastungsmaterial auf. An der University of Colorado haben Forscher die Rückenmarksflüssigkeit und das Hirngewebe von MS-Patienten analysiert. Sie konnten kaum EBV-Viren-DNA in den Proben nachweisen; via neurology April 2010. Ping … Pong.

CCSVI: Nichts Genaues weiß man nicht.

BOCHUM Auch die Neurologische Klinik am St. Josef-Hospital hat sich nun dazu herab- gelassen, die Plausibilität der Venösen MS (CCSVI) zu begutachten. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass die CCSVI keinesfalls den alleinigen krankheitsauslösenden Faktor darstellen kann. Von den von ihnen untersuchten MS-Patienten erfüllte nur jeder fünfte die notwendigen neurosonographisch messbaren Bedingungen für eine CCSVI. Welche Bedeutung diese Messergebnisse überhaupt haben, bleibt ebenso spekulativ. Von Stent-OPs in Polen wird jedenfalls abgeraten; via ms-gateway.

Krieg senkt Schubrate?

HAIFA Während des Libanonkrieges von 2006 untersuchten israelische Wissenschaftler das Schub-Risiko von 156 MS-Patienten. Sie fanden Anzeichen dafür, dass der Krieg die MS irgendwie zur Nebensache machte. Patients with multiple sclerosis in a war zone: coping strategies associated with reduced risk for relapse.
Also Leute, auf zur Reha nach Bad-Kunduz.

Ätiologische Archäologie im Spiegel-Archiv

Ein interessantes Ausgrabungsobjekt wird justament im Weihe-Forum ausgestellt und diskutiert: Entdeckung im Rückenmark DER SPIEGEL 22/1956
In dem Artikel wird über Tuberkulose als Ursache der Multiplen Sklerose spekuliert. Offensichtlich konnte aus der Theorie aber nie eine dauerhaft erfolgreiche Behandlung entwickelt werden. Mehr als die wissenschaftliche Relevanz des Artefaktes hat mich daher dessen Prosa überzeugt, hier meine morbide Lieblingspassage:
… Da dort in jedem Jahr durchschnittlich 100 MS-Kranke nach langem Siechtum sterben, ist das Heim eine der größten europäischen Sammelstellen von MS-Material. In den Laboratorien und im Keller der Anstalt ruhen in großen Glasschalen Gehirne und Rückenmark der Toten. – Da ist sie, die Gnade der späten Geburt.

Nur keine Panik

Laut einer Untersuchung an der Marshfield Klinik in Wisconsin liegt das Risiko für einen Schub, der sein Opfer über Nacht bleibend schwerbehindert, bei etwa 1 zu 500 – egal, ob eine Interferonbehandlung erfolgte oder nicht. Die Angst vor einem plötzlichen Megaschub sollte also nicht zu übereilten Therapie-Entscheidungen führen. What is the risk of permanent disability from a multiple sclerosis relapse?
Ausgerechnet bei den Betaferon-Mischern von Bayer-HealthCare findet sich eine brauchbare deutschsprachige Zusammenfassung des Artikels.