Wenn der Patient sich für die Vorkasse mit Kostenerstattung entscheidet, rechnet der Arzt jede einzelne erbrachte Leistung nach der privatärztlichen Gebührenordnung (GOÄ) mit 2,3-fachem Satz ab. Das bedeutet, der Arzt bekommt mehr als das Doppelte der bisherigen Einnahmen. Die Kasse darf dem Patienten bei Anwendung der Kostenerstattung aber nur den gesetzlich festgelegten Betrag erstatten. So entstehen hohe Differenzbeträge von mehr als 50 Prozent, auf denen der Verbraucher letztlich sitzen bleibt; via Gemeinsame Pressemitteilung von Sozialverband VdK Deutschland, Verbraucherzentrale Bundesverband und AOK-Bundesverband.
So blöde muss man erst mal sein.
Was ist drin im Placebo?
Bei den klinischen Placebo-Versuchen zur Wirksamkeit von Medikamenten wird kaum jemals deren Zusammensetzung angegeben. «Wenn die Komposition angegeben wurde, hatten die Bestandteile des Placebos in manchen Fällen einen wahrscheinlichen Einfluss auf die Studie – in beiden Möglichkeiten, indem sie eine wirkliche Wirkung verschleierten oder eine zweifelhafte schufen», bemängelt Beatrice Golomb von der San Diego School of Medicine.
Hm, rein verschwörungstheoretisch könnte man ja allein durch die richtige Toxizität der Placebos einen signifikanten Erfolg für die Verum-Gruppe darstellen – quasi eine Art schubauslösende Maisstärke oder besonders deprimierenden Gips? Aber lassen wir das …
Monoklonaler Antikörper BT-061 zeigt Potenzial
DREIEICH Die Biotest AG hat prägklinische Daten gewonnen, die auf das Potenzial von BT-061 zur Behandlung der Multiplen Sklerose hindeuten. Der Stoff bewirkt eine Aktivierung von regulatorischen T-Zellen, die von ms-erkrankten Menschen (nicht von Mäusen) stammen. Zur weiteren Forschung ist die Biotest AG dem Neu-Konsortium – die mit dem Super-MRT für’s UKE – beigetreten. Da gibt’s Fördergelder; via dgap-news.
Monoklonaler Antikörper – da sträubt sich mir das Fell. Warum nur?
Stammtischzellen: Xcell nach Todesfall vor dem Aus?
DÜSSELDORF Nach einem Todesfall legen die Behörden dem dubiosen Unternehmen Xcell Fesseln an; via wirtschaftswoche.
Das wurde auch Zeit.
Neues Hochleistungs-MRT am UKE
HAMBURG Neue Behandlungsansätze für MS sind das Thema der Forschung des Instituts für Neuroimmunologie und Klinische MS-Beforschung (inims) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Ziel ist die effektive Entwicklung von Medikamenten. Finanziert durch den Hamburger Senat und aus Mitteln des Konjunkturpakets II wurde nun ein 3-Tesla-MRT-Gerät Modell ‚Skyra’ von Siemens – also ein hochleistungsfähiger Magnetresonanztomograph – angeschafft. Die Forschungsarbeiten sind ein Schwerpunkt des derzeit 20 Millionen Euro schweren Forschungskonsortiums NEU2.; via idw.
By the way: Gerade stelle ich verblüfft fest, dass dies heute mein sechstes Myelounge-Posting ist. Persönlicher Rekord. Hochfrequenzbloggen, wie lange halte ich das durch? Egal weiter, publish or perish.
Unspezifische Mitnahmeeffekte
BERLIN Kleines Bonbon für die Freunde der DMSG: Finanzskandal, Staatsanwaltschaft ermittelt.
Symptomatisch für den Aggregatzustand der Republik, irgendwie schirmherrngerecht.
Ocrelizumab
BASEL Der monoklonale Antikörper Ocrelizumab befindet sich derzeit in Phase II der klinischen Entwicklung zum MS-Therapeutikum. Zur Therapie der Rheumatoiden Arthritis befand sich das Zeug bereits in Phase III der Entwicklung. Die Studie wurde wegen tödlicher Nebenwirkungen abgebrochen [myelounge 08.03.2010] Hier ein Update zur aktuellen Studie. Tote gab’s noch nicht; via apotheker-zeitung.
Neuzugang im Immunzoo: Interleukin-37
«Wir hoffen, durch unsere Forschung neue Therapiemöglichkeiten zu entwickeln, die über den Wirkpfad von IL-37 helfen überschießende Immunreaktionen zu bremsen», sagt Privatdozent Philip Bufler vom Klinikum der Universität München. Und wir hoffen alle mit.
Keiner mag es, wenn man ihm sagt, dass es keine einfache Antwort gibt. Aber das ist es, was alle Forschung am Immunsystem zeigt. Das Ding ist groß und kompliziert und wir beginnen gerade erst, uns damit auseinanderzusetzen. Die Heilung der Multiplen Sklerose sollten sich die ,Heutigen’ im eigenen Interesse lieber aus dem Kopf schlagen. Interstellaren Raumflug wird’s auch irgendwann mal geben. Einen Flug nach Alpha Centauri buchen ich trotzdem nicht.