+++ Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich liebe Merck-Seronos Leben-mit-MS-Newsletter. Das ist wirklich ein enorm kreatives Stückchen Werbung. Das neuste Highlight beispielweise, das Thema des Monats August: Selbstwirksamkeit.
Was für eine Wortschöpfung und welch eine Sinnfüllung: Wenn Rebif nicht hilft, liegt es gewiss an eurer mangelhaften Selbstwirksamkeit, ihr Therapieversager! Muah, da gehe ich doch lieber gleich zum Homöopathen.
#Ponesimod erfolgreich in Phase II-Studie
BASEL +++ Die Actelion Pharmaceuticals Ltd meldet, dass die Dosisfindungsstudie der Phase-IIb mit dem selektiven S1P(1)-Rezeptor-Agonisten Ponesimod ihren primären Endpunkt, die Reduktion der Anzahl neuer entzündlicher Gehirnläsionen, erreicht hat; via wallstreet:online / actelion.
Biogen Idec erhält bedingte Marktzulassung für FAMPYRA® in der EU
ZUG +++ Wie bereits im Mai absehbar: Biogen Idec gab heute bekannt, dass die Europäische Kommission eine bedingte Marktzulassung für FAMPYRA® (Retard-Fampridintabletten) zur Verbesserung der Gehfähigkeit erwachsener Multiple-Sklerose-Patienten, bei denen eine Gehbehinderung vorliegt (Grad 4-7 auf der EDSS-Behinderungsskala), erteilt hat.
[Biogen Idec erhält bedingte Marktzulassung für FAMPYRA® in der Europäischen Union zur Verbesserung der Gehfähigkeit erwachsener Multiple-Sklerose-Patienten | Business Wire.]
#Rebif: Bald neues Mitglied im RebiCLUB® …?
DARMSTADT +++ BaWüs Ex-Ministerpräsident Mappus will laut Presseberichten bei Merck als Pharmavertreter für Südamerika anheuern. Immerhin, scheitern könnte der Wechsel noch an der Eigentümerfamilie Merck, die von dem ehemaligen Siemens-Telefonverkäufer nicht ganz überzeugt sein soll; via SpOn.
Ein Grund mehr, auf das Zeug zu verzichten.
US-Studie: MS-Basistherapien sind brutalst überteuert
Die durch immunmodifizierende Medikamente seit den 1990er Jahren erzielten Fortschritte in der MS-Therapie werden zu einem sehr hohen Preis erkauft, befindet eine heute in der Nervenärztepostille Neurology veröffentlichte Studie der University of Rochester. Weiterlesen
#Lyrica droht Festbetrag
BERLIN +++ Der Gemeinsame Bundesausschuss plant eine Festbetragsgruppe für Pfizers Antiepileptikum Lyrica. Gemeinsam mit Generika, die den Wirkstoff Gabapentin enthalten, soll Pregabalin in die neue Festbetragsgruppe GABA-Analoga eingeordnet werden. Gabapentin-Generika kosten im Durchschnitt weniger als die Hälfte von Lyrica, dazu auch Aufzahlungen; via apotheke-adhoc.
Bei den Zahlen aus dem Artikel gingen mir die Augen über: 2009 wurde Lyrica etwa 1,8 Millionen Mal zu Lasten der Kassen verordnet. Mit einem Volumen von 221 Millionen Euro rangiert Lyrica auf Platz 12 der umsatzstärksten patentgeschützten Arzneimittel. Weltweit setzte Pfizer letztes Jahr mehr als drei Milliarden US-Dollar mit dem Blockbuster um.
zu teuer
+++ Auf die Schnelle, ihr könnt ja Englisch: Study says MS drugs from Biogen, Bayer too expensive in US. Biogen Idec Inc. and Bayer AG would have to cut the price of their multiple sclerosis drugs by at least two-thirds in the United States to make them cost effective at boosting quality of life, a study found; via Boston Globe.
Dazu auch: Neurology, New York Times, Bloomberg, Reuters
#Wurmeier, salzig im Abgang mit einer Note von toter Maus
MÜNCHEN +++ Neues von der Wurmkur, (Myelounge berichtete): Die orale Gabe von Eiern des Schweinepeitschenwurms (Trichuris suis) führt über drei Monate zu einer Reduktion von entzündlichen Läsionen im Zentralen Nervensystem von MS-Patienten. Das haben US-Forscher in einer Phase I-Pilotstudie nachgewiesen; via Kompetenznetz-MS.
Prof. Dr. Ralf Gold rät selbstverständlich vom Selbstversuch ab, denn: «all dies lässt uns im modernen Industriezeitalter zögern, einen solchen Therapieversuch bei MS mit ruhigem Gewissen zu empfehlen. Moderne MS-Medikamente erfordern zwar Sicherheitsmaßnahmen und sind hochpreisig, aber wahrscheinlich in vielen Aspekten diesem Ansatz überlegen.»
Es gibt nur drei Aspekte, Herr Gold: Wirkung, Nebenwirkung und Preis.
[Appendix] Erstmalig kam mir die Idee 2002 beim Schauen einer BBC-Doku über die biochemischen Tricks der Parasiten. Im Januar 2007 geisterte die Meldung von der etwas anderen Wurmkur gegen MS dann tatsächlich durch die Medien – die Chefarztfrau berichtete. Ein parr Monate war Ruhe. Schließlich fand sich das Thema in einer Meldung der Financial Times Deutschland im März 2008 wieder – also habe ich recherchiert: Die Medizin kommt auf den Wurm.
Aber ob die Wurmkur Sinn macht? Abwarten. Allerdings dienen natürlich Gifte, Pilze (Gilenya) und dergleichen immer öfter als Vorlage für die Medikamentenentwicklung. Die Evolution hatte halt ein paar hundert Million Jahre mehr Zeit ihre Wirkstoffe durch Mutation zu optimieren.
PS: Die Reaktionen im DMSG-Forum sind schon seltsam: Gerne wird über die nagetierbasierte Mainstream-Forschung geklagt – aber werden exotischere Ideen naturwissenschaftlich überprüft, ist’s auch nicht recht. Scheiß Balkenatrophie.
Disclosure: Der Autor ist Schweinezüchter.