Bei den klinischen Placebo-Versuchen zur Wirksamkeit von Medikamenten wird kaum jemals deren Zusammensetzung angegeben. «Wenn die Komposition angegeben wurde, hatten die Bestandteile des Placebos in manchen Fällen einen wahrscheinlichen Einfluss auf die Studie – in beiden Möglichkeiten, indem sie eine wirkliche Wirkung verschleierten oder eine zweifelhafte schufen», bemängelt Beatrice Golomb von der San Diego School of Medicine.
Hm, rein verschwörungstheoretisch könnte man ja allein durch die richtige Toxizität der Placebos einen signifikanten Erfolg für die Verum-Gruppe darstellen – quasi eine Art schubauslösende Maisstärke oder besonders deprimierenden Gips? Aber lassen wir das …
Das Scheinmedikament hatte nämlich im Wesentlichen Milchzucker enthalten – eine Substanz, die Krebspatienten nach Bestrahlungen oder Chemotherapie oft nicht vertragen. Weil also das Placebo den Patientinnen geschadet hatte, erschien der Nutzen des Megestrolacetats irreführenderweise als besonders groß.
Ich finde nicht, dass man da konspirativ werden muss. Der Engländer würde vermutlich sagen, blinded trials are not that blind after all — will sagen, wirksame Substanzen haben manchmal charakteristische Nebenwirkungen. So wie Copaxone die Hautreaktionen und Interferon Beta die Grippesymptome. Ein Placebo sollte das nicht so vermitteln, aber genau da beisst sich die Katze in den Schwanz. Der Unterschied zwischen Placebo und Verum könnte so verwässert oder auch verstärkt werden.