BOCHUM Auch die Neurologische Klinik am St. Josef-Hospital hat sich nun dazu herab- gelassen, die Plausibilität der Venösen MS (CCSVI) zu begutachten. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass die CCSVI keinesfalls den alleinigen krankheitsauslösenden Faktor darstellen kann. Von den von ihnen untersuchten MS-Patienten erfüllte nur jeder fünfte die notwendigen neurosonographisch messbaren Bedingungen für eine CCSVI. Welche Bedeutung diese Messergebnisse überhaupt haben, bleibt ebenso spekulativ. Von Stent-OPs in Polen wird jedenfalls abgeraten; via ms-gateway.
10 Patienten(1 RRMS, 7 SPMS, 2 PPMS) wurden untersucht und 7 Kontrollen. Keine Verblindung. Zambonis geblindete Studie mit 65 Patienten und 235 Kontrollen wird als zu klein betrachtet, aber die deutschen Spezialisten sind so gut, dass sie aus 17 Leuten nicht nur entgültige Schlüsse ziehen können, sondern sogar Empfehlungen (gegen die Behandlung) aussprechen.
Es war auch nur von einer ersten Begutachtung die Rede. Doch wäre die CCSVI so unglaublich unwiederlegbar, wie ihr GLAUBEN WOLLT – schon diese hätte das erträumte Ergebnis bringen müssen. Bevor jemand Hoffnung, Geld und Gesundheit nach Polen trägt, muss schon etwas mehr Klarheit herrschen. Endgültige Schlüsse wurden übrigens keine gezogen.
Der Punkt ist, dass für die Studie niemand für die CCSVI-Untersuchung geschult wurde und an der Studie auch keine Gefäßspezialisten beteiligt waren, sondern genau die Neurologen und Neuroradiologen, die die letzte DMSG-Stellungnahme verfasst haben. Sie hätten sich selbst widersprechen müssen, wäre bei der Studie was anderes heraus gekommen. Wenn Zamboni vorgeworfen werden kann, dass er und seine Kollegen voreingenommen gewesen sein könnten – auch unbewusst – so gilt das hier erst recht.
Und natürlich wurden Schlüsse gezogen: „Die postulierte Hypothese einer mechanischen zervikospinalen Abflussstörung als unifaktorielle Genese der MS kann bereits durch vorliegende Beobachtung verworfen werden.“
Nur, dass Zamboni nie postuliert hat, dass CCSVI der einzige Grund für die MS ist. Alles was er sagt ist „strong correlation“.
Kein Wunder, dass das Paper auf deutsch veröffentlicht wurde und sich somit der internationalen Diskussion entzieht. Noch dazu im „Der Nervenarzt“, wo hämodynamische Untersuchungen eigentlich nicht viel verloren haben.