BOSTON Erster Schritt (via Reuters I): «Biogen wolle künftig nicht jeden neuen Fall einer Erkrankung bekannt geben. Geplant sei eine wöchentliche Mitteilung auf der Webseite.»
Wenn ich die Aussage richtig interpretiere, wird Biogen Idec in Zukunft ausschließlich mit dem wöchentlichen PDF über neue PML-Fälle informieren. Die dort gemachten Angaben sind, freundlich ausgedrückt, karg. Bisher wurden weiterführende Informationen dann später wenigstens bröckchenweise nachgereicht.
Zweiter Schritt (via Reuters II): Das soll sich jetzt ändern. Unternehmenssprecherin Shannon Altimari kündigt für die Zukunft eine neue Informationspolitik an. Details zum letzten PML-Fall werden erst auf kommenden Medical Meetings (was immer das sein mögen) präsentiert und ab Juni werden weitere PML-Fälle auch nicht mehr einzeln veröffentlicht.
PR-technisch erscheint eine konsequent restriktive Kommunikation natürlich sinnvoll. Fürs Marketing ist jedes Wort über PML oder andere schwerwiegende Nebenwirkungen eines zuviel. Das selbe gilt selbstverständlich für den Aktienkurs.
Ob diese Verfahrensweise in Zeiten globaler Vernetzung allerdings wirklich funktioniert, sei mal dahingestellt. Womöglich haben auch PML-Patienten und deren Angehörige und Ärzte Zugang zum Internet – und womöglich sogar ein gewisses Mitteilungsbedürfnis?
Weil die Zukunft, vermutlich quartalsweise, mit weiteren PML-News aufwarten wird, kann ich eure Einsilbigkeit liebe mitlesende Biogenies, zwar durchaus nachvollziehen, bitte habt aber Verständnis, wenn sich eure Kundschaft dann halt anderweitig informiert. Gerade in Deutschland soll das Risiko-Management ja eher suboptimal gehandhabt werden – 22to12: Deutschland ist PML-Weltmeister bei Tysabri – da ist Selbsthilfeverteidigung erste Patientenpflicht.
Wer also Infos aus erster Hand hat, kann die gerne hier in den Mail-Briefkasten werfen. Ich werde alle Daten auf Wunsch vertraulich behandeln. In diesem Sinne – wir lesen uns.