Die Darstellung beruht auf den im März bestätigten 42 PML-Fällen und den Anwenderzahlen aus dem Februar 2010. Da die Zahlen sich laufend verändern, handelt es sich um eine Momentaufnahme:
Erläuterung: In der Grafik wird die Inzidenzrate für PML-Infektionen nach Anwendungsdauer dargestellt. Die Inzidenzrate für den jeweiligen Zeitraum wird berechnet, indem die Zahl der PML-Fälle durch die Anzahl der behandelten Patienten geteilt wird.
Die Breite des Konfidenzintervalls (CI) ist ein Hinweis auf die Genauigkeit der Vorhersagen. Je schmaler das Intervall, umso wahrscheinlicher ist die aktuelle Aussage (rote Raute) für den betrachteten Zeitraum.
Das für die Marktzulassung relevante Risiko von 1 zu 1.000 ist als rote Strichpunktlinie unterlegt.
Mein Fazit: Obwohl die Gefahr mit Dauer der Behandlung steigt, bleibt das durchschnittliche Risiko (aktuell 0,62 zu 1.000) – auf Grundlage aller seit der Marktzulassung behandelten Patienten – noch unterhalb des zulassungsrelevanten Wertes. Ohne gravierende Verbesserungen in der PML-Prävention wird das aber eher nicht so bleiben können, denn zwischen Dosis 24 und 30 befindet sich mittlerweile sogar das Konfidenzintervall oberhalb der kritischen Grenze. Da nützen dann auch zufallsbedingte Statistikfehler nichts mehr.
[24 Monate Tysabri, wie geht es weiter?]
Vielen Dank für Deine informative Graphik!!
Mich erstaunt dennoch, dass Du so genaue Informationen erhalten konntest wie wer? wielange?… Ich dachte nämlich bisher eigentlich, dass es nur weniger Fälle im hohen Verabreichungsbereich (ich=37Inf.) gäbe, weil es eben in diesem Bereich viel weniger „Infusionisten“ gibt. Oder hast Du gar nicht unterteilt, sondern die Gesamtzahl der Infusionisten genommen? Und ist dann deshalb der CI so groß?
Oder ist das Risiko nach Datenlage tatsächlich (also nur rein mathematisch) jenseits der 36. geringer?
Wahrscheinlich schnall‘ ich es einfach nicht so ganz mit der Graphikinterpretation!
Viele Grüße
Jola
Damit ich nicht falsch verstanden werde. Ich polemisiere nicht gegen Tys. Das Zeug ist hochwirksam. Warum in schubreichen Zeiten nicht davon profitieren? Bloß nach 18-24 Monaten sollte man seine Entscheidung in Anbetracht der Daten doch wohl besser überprüfen. Wer irgendwann Stopp sagt, den holt die MS vielleicht mit alter Kraft wieder ein, aber immerhin wurden ein bis zwei Jahre gewonnen und womöglich stehen dann sogar risikoärmere Medikamente zur Verfügung. So what?
PS: Ich erwarte, dass sich die Zulassungsbedingungen eh demnächst Richtung zeitlicher Therapiebegrenzung ändern werden. Tysabri kann ja wohl nicht ernsthaft lebenslänglich verordnet werden – es sei denn es ist ein kurzes.
Die Inzidenzrate scheint kumulativ gesehen unter Berücksichtigung aller bisher behandelten Patienten noch über 1:1.000 zu liegen.
Mich würde eine erneutes Ausrechnen der Inzidenzrate unter Berücksichtigung dieser Zahlen interessieren:
Bis Ende Dezember 2009 befanden sich weltweit 48.800 Patienten unter tys Therapie, darunter 24.500 aus den USA und 600 in klinischen Studien.
Kumulativ wurden insgesamt 69.300 Patienten behandelt.
64.600 wurden nach Wiedereinführung auf den Markt behandelt.
37.600 davon bekamen tys 12 Monate, 28.300 18 Monate und 17.100 24 Monate.
Quelle: Biogen Idec
Betrachten wir die einzelnen Länder bzw. trennen die USA, die EU und den Rest der Welt voneinander, dann schaut es anders aus:
Weltweit 64.618 Behandelte 42 PML Fälle = 1:1.538
USA 37.319 Behandelte 15 PML Fälle = 1:2.488
EU 23.142 Behandelte 24 PML Fälle = 1:964
Rest der Welt 4.157 Behandelte 3 PML Fälle = 1:1.385
Schlösse man alle abgebrochenen Therapien aus (Bildung v. Antikörpern, Unverträglichkeit, Wirkungslosigkeit etc.), läge die Inzidenzrate sicher um einiges niedriger.
Würde man alle Patienten ausschließen, die tys unter 12 Monate bekamen (es gibt keinen PML Fall unter 12 Monaten), dann wäre diese Zahl vermutlich noch niedriger.
Warum fällt die EU und speziell Deutschland so aus dem Rahmen?
EU bezogen beträgt die Inzidenzrate 1:964 und ist damit unter dem zulassungsrelevanten Wert von 1:1.000.
@ Jola,
Das statistische Risiko fällt nach derzeitiger Datenlage jenseits der 36 Infusion deutlich ab. Vermutlich weil es noch nicht genug Anwenderdaten gibt, um den „Zufall“ rausrechnen zu können (Das erkennst Du ja daran, dass das Konfidenzintervall sich spreizt). Das tatsächliche Risiko bleibt daher noch unklar. Eine faktenbasierte Aussage ist derzeit nicht möglich.
Ob < > =, alles Spekulation.
@Alexander Otto
Vielen Dank für die Erklärung!!
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