STRASSBURG Eine Französin stellte sich kürzlich in der Neurologie des Hospital Civil mit einem außergewöhnlich abstoßenden Symptom vor: Glossolalie – die junge Rechtshänderin sprach plötzlich mit deutschem Akzent.
Das erschreckte die frankophone Medizinerschaft genug, um umgehend eine ausgiebige Diagnostik zu veranlassen (selbstverständlich differential). Mit bildgebenden Verfahren und einer Liquoruntersuchung gingen die Wissenschaftler den Ursachen der Sprachverwirrung auf den Grund.
Nachdem deutsche Vorfahren, Nazikollaboration, Borreliose und venöse Psychose ausgeschlossen werden konnten, blieb nur ein Befund: Multiple Sklerose (Foreign accent syndrome as a first sign of multiple sclerosis).
KennerInnen der Szene sind derartige Absonderlichkeiten aber durchaus geläufig. Allerdings galt die ms-assoziierte Glossolalie bislang als typisch niederländisches Phänomen.
Reni de Boer etwa spricht Holländisch (eine ingwäonische Sprache!) im Vollbild. Ähnlich schlimm erwischte es nur noch McCullagh (der irre Ire aus dem PML-Board), den das Holländische schließlich zur Immigration in die Niederlande zwang.
Auch wenn solche Babylonismen schockieren, ich kann der gekränkten Leserschaft den wohl bizarrsten Fall von Glossolalie nicht ersparen. So viel Mitleidslosigkeit sind wir der evidenzbasierten Wissenschaft einfach schuldig.
Nach längerem Kontakt zu MS-Patienten infizierte sich ein niederländischer Neurologe (alias Siep, Help) am Moffricaans-Syndrom. Der arme Mann (Detailsuche, Bundesland: NRW, Gericht: Arnsberg, Aktenzeichen: 21 IN 452/01) muss daher jetzt in Deutschland praktizieren. Doch tragischerweise wird er in den deutschsprachigen MS-Foren ausgerechnet durch einen holländischen Akzent auf- und ausflällig. Die Prognose scheint infaustisch.
Allseits gute Besserung, bon retablissement, Beterschap & Feabhsä dea!