PML-Bluttest: ‚Bioenergetisches Monitoring‘ von Immunzellen

Um pml-gefährdete Tysabri-Patienten rechtzeitig zu identifizieren, wird seit Anfang 2008 am St. Josefs Hospital der Ruhr Universität an innovativen Verfahren gearbeitet. Ein Ansatz ist weniger esoterisch, als die Bezeichnung ‚Bioenergetisches Monitoring‘ mich zunächst fürchten ließ.


(Bild: Lymphozyte – Dr. Triche National Cancer Institute; Wikipedia)

Mitochondrien fungieren als biologische Kraftwerke, indem sie den Zellen das energiereiche Molekül Adenosintriphosphat (ATP/Wikipedia) liefern. Die Syntheserate solcher ATP-Moleküle könnte Aussagen über die ‚Fitness‘ der untersuchten Zellen zulassen.
Die Firma Cylex Inc. hat ein Verfahren (ImmunKnow) entwickelt, um die intrazelluläre ATP-Synthese von CD4-Immunzellen zu bestimmen (Ich vermute, ein derartiges Verfahren wird in Bochum erprobt):
Dazu wird zunächst Vollblut für 15-18 Stunden mit Phytohemagglutinin behandelt. Das pflanzliche Eiweiß verklumpt die roten Blutkörperchen und regt die Zellkultur zur Teilung an. Dabei steigt die ATP-Produktion innerhalb der Zellen. Als nächstes werden die CD4-Zellen durch magnetische Trennung aus dem Blut isoliert und aufgelöst (lysiert). Das bei der Lyse freigesetzte intrazelluläre ATP wird dann durch ein Lumineszenzverfahren sichtbar gemacht und kann mengenmäßig bestimmt werden.
Die so ermittelte ATP-Menge soll eine Aussage über die Lymphozyten-Aktivität und damit den Immunstatus ermöglichen. Leider ist der klinische Wert von Surrogatmarkern wie dem ATP-Assay noch nicht genügend geklärt. Erst müssen genügend Patientendaten über den ATP-Status vor und unter Immuntherapie gesammelt werden (Thieme-Connect).

Anmerkung: Welche Aussagekraft hat das ATP-Potential von Leukozyten, die wir mit Tysabri vom ZNS fernhalten, für den Immunstatus jenseits der Bluthirnschranke? Oder lässt das Verfahren mittelbar auch Rückschlüsse auf die Abwehrbereitschaft der Mikrogila zu?

3 Gedanken zu „PML-Bluttest: ‚Bioenergetisches Monitoring‘ von Immunzellen

  1. Pingback: myelounge » 24 Monate Tysabri, wie geht es weiter?

  2. Alexander Otto

    Aktuell werden die Ergebnisse intensiv geprüft. Aus Gründen der Seriosität werden sie vor Abschluss der Revision nicht außerhalb der wissenschaftlichen Fachwelt veröffentlicht. All zu lange dürfte das aber nicht mehr dauern. Ich werde euch dann direkt und „lautstark“ informieren.

  3. Pingback: myelounge » Tysabri & PML - der Stand der Dinge

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